Castelluccio und das Piano Grande

Wie ein grüner See umringt von Bergen ...

Das Piano Grande. Foto: Steffen Müller
Das Piano Grande. Foto: Steffen Müller

Das Piano Grande

Das 30 Quadratkilometer große Wiesenplateau des Piano Grande war in der letzten Eiszeit ein See, der später austrocknete. Die Ebene wird eingerahmt von den Monti Sibillini, einem Gebirgszug von 32 Gipfeln, der bis über 2500 Meter ansteigt und damit zu den höchsten des Appennins zählt.

Im Frühling und Sommer verwandelt sich das Piano Grande in ein einziges Farbenmeer: Auf den unbewirtschafteten Sumpfflächen blühen Tausende teils seltener Wildblumen. An den Abhängen setzen Steinbrechgewächse bunte Farbtupfer. Und auf den Feldern rund um das Dorf Castelluccio bilden die Linsen zur Blütezeit einen blauen Teppich, bestickt mit roten Mohnblumen und gelbem Raps.

Fioritura Castelluccio. Foto F.Ciminari - www.castellucciodinorcia.eu
Fioritura Castelluccio. Foto F.Ciminari - www.castellucciodinorcia.eu

Seltene Wildpflanzen

In den Feuchtwiesen und auf den kargen Steinböden wachsen zahlreiche, zum Teil seltene Pflanzen: Verschiedene Orchideenarten, Schachblumen, wilde Pfingstrosen, Affodill und die sehr seltene Buchsbaum-Segge.

Im Südosten zieht sich eine 2 km lange Erdspalte durch die Hochebene, der Fosso di Mergari, 30 Meter breit und 10 Meter tief. Im Frühjahr sammelt sich hier das Schmelzwasser, um dann in einem mysteriösen trichterförmigen Abflussloch, dem "Inghiottitoio", zu verschwinden und nach 20 km und fast 1000 Höhenmetern weiter unten in der Nähe von Norcia wieder aufzutauchen.

Im Mai und Juni ist der Graben mit Wassertümpeln durchsetzt, in denen Sie sogar ein erfrischendes Bad nehmen, oder falls Ihnen das dann doch zu kalt ist, einfach nur den blühenden Wasserhahnenfuss bewundern können.

Die Monti Sibillini - ein Paradies für Wanderer

Die Monti Sibillini bieten ein ausgedehntes Netz an Wanderwegen, auch für mehrtägige Touren. Und weil es kaum Tourismus gibt, wurde hier - anders als in den Alpen - nichts verbaut. Anstatt kahler Skipisten, Bergbahnstationen und Hüttenrummel kann man hier Natur pur genießen.

Die Monti Sibilini sind sagenumwoben: So soll die Magierin Sibilla in eine Grotte am Monte Sibilla verbannt worden sein. Und im Lago di Pilato soll sich Pontius Pilatus aus Reue für seine Schuld am Tod Jesus ertränkt haben ...

Castelluccio di Norcia

Castelluccio di Norcia
Castelluccio di Norcia

 

Im Norden des Piano Grande thront das kleine Dorf Castelluccio auf einem Berghügel, eines der höchsten und unzugänglichsten Dörfer im ganzen Appennin (1.452 m ü.d.M.). Im Winter ist das Dorf oft von der Außenwelt abgeschnitten.

Wandgedichte in Castelluccio di Norcia. www.castellucciodinorcia.eu
Wandgedichte in Castelluccio di Norcia. www.castellucciodinorcia.eu

Vielleicht auch deshalb hat sich hier ein skurriler Brauch entwickelt: Seit über 50 Jahren werden Liebesgeständnisse und Lästerungen nachts heimlich in Gedichtform in großer Schrift mit Kalk auf die Hauswände gepinselt, eine Art traditioneller Graffiti und Straßenpoesie.

Im Laufe der Jahrzehnte blieb so kaum eine Hauswand unbeschmiert. Allerdings ist auch in Castelluccio in den letzten 10 Jahren etwas mehr Wohlstand eingezogen und bei der Renovierung der Häuser verschwand leider so mancher Liebesbeweis ...

Brotzeit und Linseneintopf

Und wir wären ja nicht in Umbrien, wenn man nicht auch gut essen könnte. Nach einer ausgedehnten Wanderung kann man vorzüglich bei "Guerrin Meschino" einkehren.  Von der Terrasse geht der atemberaubende Blick über die ganze Hochebene.  Hier kann man die berühmten Castelluccio-Linsen kosten, am leckersten als "Salsiccie in umido", einem Linseneintopf mit Wurst. Aber auch die üppigen Brotzeitplatten mit Schinken aus Norcia und Pecorino aus eigener Produktion sind genau die richtige Stärkung nach einem Tag an der frischen Luft.

Blick von der Terrasse des "Guerrin Meschino" in Castelluccio. Foto: Steffen Müller
Blick von der Terrasse des "Guerrin Meschino" in Castelluccio. Foto: Steffen Müller

Das Piano Grande und Castelluccio sind von La Rogaia, Castel Rigone, aus in gut 2 Stunden zu erreichen. Besonders schön ist es dort von Mai bis Juni.

Am 3. Sonntag des Juni findet in Castelluccio die Festa della Fioritura statt, wenn die Linsen in voller Blüte sind. Allerdings ist die ganze sonst so verwunschene Hochebene dann ziemlich überlaufen, so dass wir eher einen anderen Tag für einen Besuch in Castelluccio empfehlen.

 

Wichtig !

Durch die Erdbeben 2016 wurden Castelluccio und Norcia schwer in Mitleidenschaft gezogen.

Castelluccio und das Piano Grande sind nur noch eingeschränkt erreichbar, im Moment nur von Osten über Arquata del Tronto (Stand Juni 2017).

Wir empfehlen unbedingt, sich vor einem Besuch in der Touristeninformation zu erkundigen:

Ufficio Informazioni Norcia Tel. 0039 0743 828173

Pro-Loco Castelluccio Tel  0039 3386267022 (Mobilnummer)

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