Kreatives Schreiben in Umbrien
Eine spannende Reise in die eigene Vorstellungskraft
Seit zwanzig Jahren gibt Britta Loebell Kurse für Kreatives Schreiben in der Villa La Rogaia in Umbrien. Lesen Sie weiter unten einige der Texte, die während der Schreibwerkstätten entstanden sind.
Britta Loebell unterrichtet mit großem Erfolg kreativ Schreiben. Aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung weiß sie genau, mit welchen Schwierigkeiten jeder zu kämpfen hat, der, sei es professionell oder als bereicherndes Hobby, wirklich gut, ansprechend und mitreißend schreiben will.
Sie zeigt Ihnen, wie Sie in Ihren Texten schnell eine Vielzahl neuer Ideen entwickeln, der Sackgasse eingefahrener Gedankenmuster entgehen und effektiv frustrierende Schreib-Blockaden überwinden.
Der Tag, an dem eine Zeit zu Ende ging ...
Ich schreib ein Lied
Aus Sommer und flirrendem Sonnenlicht
Auch flüchtiges Schwalbengezwitscher
Geht ein in mein Gedicht
Das Rostgeschrei der Grillen
In heißer Glut aus Luft
Zerteilt von einem Windstoß
Aus blauem Lavendelduft
Das Mosaik der Steine
Beschattet von Gallapfelgrau
Der Maulbeerbaum
Die Oliven
Das leuchtende Wegwartenblau
Dies Lied
Schreib ich zum Abschied
Doch drinnen bleibt noch Platz
Für kreative Menschen
Den Fink
Und auch den Spatz
U.B. 18.11.2007
Bella Italia
„Buon giorno, Signora“, grüßte der Kellner – etwas zu knapp, wie Isabella befand – und wischte mit seiner Serviette auf dem Marmortischchen herum, wedelte dabei einige Cornetto-Brösel in Isabellas Schoß, übersah geflissentlich den angebrochenen Rotweinrand und den goldberingten Zeigefinger, der indigniert darauf hinwies und für einen Moment in der Luft hing, bevor er so tat, als sei er nur zu dem Zweck ausgefahren worden, um die Sonnenbrille den Zentimeter in Richtung Nasenspitze zu schieben, den es bedurfte, um jenen strafenden Blick zu ermöglichen, der gleichwohl ignoriert blieb und der dann für eine Sekunde etwas tiefer glitt und die wohlgerundeten Pobacken taxierte, die sich geschmeidig bei jedem Schritt aneinanderrieben. „Italo-Knackarsch“, dachte sie neidisch, da ihr leider nicht die delikat platzierten übereinandergeschlagenen langen Beine an der Theke entgingen, denen der Kellner nun entgegensteuerte.
Mit der Linken wischte Isabella unauffällig die Brösel von ihrem dunkelblauen Kostümrock, nur jetzt die Würde bewahren. Und doch: Wie anders war das früher gewesen. Mit den italienischen Kellner verhielt es sich ähnlich wie mit den Straßenarbeitern. Wenn die ruhig weiterarbeiten, so sinnierte Isa, ist was schiefgelaufen. Als ihr bewusst wurde, worüber sie nachdachte, runzelte sie die Augenbrauen streng. Als ob sie das nötig hätte, und warf einen Blick auf ihre Rolex, die sie günstig im Bazar in Istanbul erstanden hatte.
Sie war mit Absicht eine Viertelstunde später gekommen als verabredet. Nur nicht früher da sein als der Mann, das war eiserne Regel. Wie überaus ärgerlich. Oder hatte sie ihn nicht erkannt? Sie sondierte die Nachbartische ohne den Kopf zu bewegen, und rückte dabei die Sonnenbrille wieder an ihren Platz, drehte sich dann zu ihrer Handtasche, die sie über die Lehne gehängt hatte, nestelte Dunhills und Feuerzeug hervor; die Tische rechts hinter ihr waren leer. An den Nachbartischen ein Mann, mindestens Mitte 50, der kann´s nicht sein -, zwei Rucksacktouristen – die ruinieren unser Ansehen in Italien – diese ungepflegten Strähnen, Birkenstocks und Shorts, bei diesen Schenkeln sollte sich die Gute lieber schleunigst in die Cellulite Behandlung begeben, dachte Isabella, na ja, kann sich´s wohl nicht leisten. Sie spürte ihre durchtrainierten Beinmuskeln, harte Arbeit, und das mit 43. Sie rückte sich zurecht, gerader Rücken, Zigarette anzünden.
Er war nicht gekommen, soviel stand fest. Links hinter ihr stand nur der enervierend piepende Spielautomat, der sogar die unvermeidliche italienische Schlagermusik durchdrang. Die Italiener haben wenigstens noch Nationalgefühl, dachte sie und überlegte gleichzeitig, ob sie nicht die Bar verlassen sollte. Noch war es möglich, bevor er doch noch kam und entdecken würde, dass sie über zehn Minuten auf ihn gewartet hatte. Doch als sie schon nach ihrer Handtasche griff, erinnerte sich der Kellner plötzlich ihrer – er musste ihre Bewegung aus den Augenwinkeln gesehen habe – und wieselte heran. „Prego, Signora“, näselte er gleichgültig, den Blick über sie hinweg auf die Beine an der Theke gerichtet. „Un Capuccino“, antwortete sie eine Spur zu scharf. Ohne Antwort verschwand er wieder hinter der Theke, Isabella blieb also. Es war halb vier; er würde nicht kommen.
Die Bar hatte er vorgeschlagen. Billig und geschmacklos – erst jetzt sah Isabella die Plastikstühle, die Spiegel mit schwülstigem Goldrahmen, die Fußballwimpel. Was mache ich hier eigentlich? Sie fühlte sich plötzlich beobachtet, der ältere Herr zog die Augenbraue hoch und lächelte goldzähnig. Der Kellner knallte ihr den Cappuccino hin, dabei schwappte Kaffee auf die Untertasse, er nuschelte „Scusa“ und war auch schon wieder weg, bevor Isabella protestieren konnte. Im selben Moment zuckte sie zusammen, denn im Radio ertönte ein Rap-Remake „ihres Liedes“ und brachte da etwas in ihrem Bauch zum Schwingen und kleine Wellen breiteten sich über ihre Haut und kribbelten sich ihren Weg in die Nase, die feucht wurde. Isabella versuchte lautlos zu schnüffeln, doch die Feuchtigkeit verdichtete sich zu einem Tropfen und das Kribbeln zu einem Niesreiz, der unbedingt unterdrückt werden musste, doch für ein Taschentuch war es zu spät und sie hatte sowieso keins dabei – ihr blieb nur die Serviette. Der ältere Herr kräuselte die Lippen, aber Isabella sah nur Verschwommenes.
„Piccola grande amore“, er hatte ihr einen Kopfhörer seines Walkman angeboten und sie war ein paar Zentimeter näher gerutscht, sie fühlte das sanfte Ruckeln des Zuges unter ihrem Körper und die schwere Müdigkeit einer Nachtfahrt. „Bologna“, rief draußen blechern ein Lautsprecher, da war er eingestiegen, Jeans, kurze schwarze Locken, blass und grüne Augen. Später hatte er ihr seinen Pass gezeigt, er war 18 und hieß Marcello. Sie waren einige Stunden schweigend gegenüber gesessen, er hatte – im Nichtraucherabteil – MS geraucht, ihre Blicke hatten sich gekreuzt und immer wieder getroffen, blieben ineinander hängen, irgendwann stürzte sie ab in diesen grünen Augen, den entscheidenden Moment zu lang, und für einen Moment war ein wissendes Lächeln über sein Gesicht gehuscht. Sie hatte seinen Blick fortan gemieden, doch er hatte, als sie die Sitze zusammenzogen zur Liegefläche, diese Gelegenheit genutzt, um sich mit einem kurzen Lachen auf ihre Seite zu legen, hatte ihr noch später den Walkman-Kopfhörer hingehalten und als sie ihre Augen schloss und doch hellwach war, spürte sie endlich seine Lippen auf den ihren und sie hatte erstaunt gedacht, so also können Küsse sich anfühlen, er spielte mit ihrer Zunge, ein leichtes Spiel, biss und lockte und schmeichelte, saugte und ließ los und tanzte einen Schmetterlingswalzer.
Sie schreckte auf. Das Lied war zu Ende. Als sie die spöttischen Blicke von Kellner und alterndem Goldzahn spürte, fühlte sie sich nackt und verletzlich. Hastig legte sie ein paar Scheine auf den Tisch, stand auf, und hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten, als ihr ein höhnisches „Arrividerci, Signora“ nachgerufen wurde, während sie überstürzt die kleine hässliche Bar verließ.
Elisabeth D., 2007
Buchstabengedichte über LA ROGAIA
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Einen Artikel der Journalistin Charlotte Schmitz und einen Bericht der Hobbyautorin Lisa Pausch über die Schreibkurse mit Britta Loebell in La Rogaia finden Sie hier: Schreibwerkstatt in LA ROGAIA
Weitere Informationen über die Kursleiterin Britta Loebell unter www.kreaskomm.de